Stoffstrommanagement in ländlich strukturschwachen Regionen
In der vorliegenden Arbeit wurde ein Modellansatz entwickelt, der die Nachhaltigkeit ländlicher Stoffhaushalte beschreibt. Es handelt sich um das erste Modell, das den ländlichen Stoffhaushalt direkt mit den Grundregeln einer nachhaltigen Wirtschaftsweise verknüpft. Dazu wird ein mehrstufiges Zielsystem hergeleitet, in dem \"top-down\"- und \"bottom-up\"-Verfahren kombiniert werden. Es erfaßt sowohl den Stoffhaushalt selbst wie auch den Gestaltungsraum der beteiligten regionalen Akteure. Diese Herangehensweise realisiert ein umfassendes Stoffstrommanagement, wie es z.B. auch im Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz gefordert wird.
Das Modell wurde am Holzhaushalt der brandenburgischen Region Ostprignitz-Ruppin erprobt. Das sozio-geographische, ökonomische und ökologische Profil dieser ländlich strukturschwachen Region weicht deutlich von nationalen Erfahrungswerten ab und bedarf daher einer eigenständigen Nachhaltigkeitsbewertung.
Die regionale Holzbilanz, die erstmals die tatsächlichen Holzströme einer solchen Region erfaßt, zeigt starke Defizite bei der Erschließung der endogenen Ressourcen: Ein nachhaltiger Holzhaushalt erfordert die Verzehnfachung des regionalen Energieholzeinschlags, die Vervierfachung des Wertholzeinschlags und der regionalen Verarbeitung des heimischen Holzes, die Verdoppelung der regionalen Holzrecycling- und Holzfeuerungskapazitäten sowie den Aufbau eines überregionalen Energieholzmarktes.
Das Modell liefert einen Indikatorsatz, der sowohl in Monitoringprogrammen als auch in Planungsprozessen einsetzbar ist. Durch den mehrstufigen Aufbau des gewählten Ansatzes lassen sich die Modellergebnisse vielfältig auf andere Regionen übertragen.
Zum Geleit
Moderne Abfallwirtschaft kann sich nur als Teilelement des umfassenden Lebenszyklus eines Stoffes verstehen. Ihre effektive Ausgestaltung ist daher nur möglich, wenn sie mit all ihren Interdependenzen zu den anderen Lebensabschnitten eines Stoffes und den Auswirkungen auf die Umwelt gehandhabt wird. Der Abfallwirtschaft kommt dabei die Aufgabe zu stets nachzufragen, inwieweit Stoffströme geschlossen werden können. Dies sind einmal technische Problemlösungen, die zu generieren sind. Sie sind Voraussetzung aber nicht hinreichend für eine Beurteilung der Kreislauffähigkeit. Sie ist durch ökonomische, ökologische und soziale Kriterien zu ergänzen. Dabei kommt den sozialen Indikatoren heute eine zunehmende Bedeutung zu, da Stoffstrommanagement auch stets die Entwicklung von Regionen beeinflußt und damit das Leben der dort ansässigen Menschen.
In der vorliegenden Arbeit wurde eine Methode entwickelt, Ein-flußgrößen aus den ökonomischen, ökologischen und sozialen Bereichen zu fassen und zur quantitativen Bewertung von Regio-nalentwicklung mittels Stoffstrommanagement zu entwickeln.
Die dargestellte Methode ist wissenschaftlich fundiert, einfach handhabbar und nachvollziehbar. Sie gibt jedem, der sich mit Re-gionalentwicklung beschäftigt, Einblicke in die Zusammenhänge von Stoffströmen, deren Veränderungen auf der einen Seite und den Einflüssen auf die Umwelt-Kompartimente, die soziale und ökonomische Lage auf der anderen Seite. Darüber hinaus zeigt dies Vorgehen Defizite im Handlungsbereich auf. Das ausgeführte Beispiel der Holzwirtschaft zeigt deutlich, wie Handlungsdefizite sichtbar gemacht und Entwicklungslinien aufgezeigt werden können.
Weimar, im Juni 2001, Prof. Dr.-Ing. habil. W. Bidlingmaier
Die Herausgeber:
Bauhaus-Universität Weimar
Professur für Abfallwirtschaft
Prof. Dr.-Ing. habil. Werner Bidlingmaier (Lehrstuhlleiter)
Coudraystraße 7
99421 Weimar
http://www.uni-weimar.de/Bauing/abfallw/
Bauhaus-Universität Weimar
Professur Siedlungswasserwirtschaft
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Jörg Londong
Coudraystraße 7
99421 Weimar
http://www.uni-weimar.de/Bauing/siwawi/home/_home.htm