Anforderungen an die Kompetenzen des höher qualifizierten Personals im Agribusiness unter den Bedingungen zunehmender Vertikalisierung

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Die Produktion von Lebensmitteln und deren Bereitstellung für den Verbrauch vollziehen sich heute in einem arbeitsteiligen Prozess, welcher im Allgemeinen als vertikale Verflechtung innerhalb der Lebensmittelkette bezeichnet wird. Es handelt sich dabei um ein äußerst komplexes Geschehen, das sich auf Grund vielfältiger technisch-technologischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Vorgänge dynamisch entwickelt. Es liegt auf der Hand, dass sich vor einem solchen Hintergrund auch die Anforderungen an die Kompetenzen der in diesen Bereichen verantwortlich tätigen Personen verändern. Sie sind heute mit Aufgaben konfrontiert, die Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten aus ingenieur-, natur- und wirtschaftswissenschaftlichen Fachgebieten erfordern. Vom Lieferantenmanagement über die Qualitätssicherung, die Produktentwicklung bis hin zum Verkauf – das höher qualifizierte Personal sollte idealerweise neben bereichsspezifischen Fachkompetenzen auch über hinreichende fachübergreifende und außerfachliche Kompetenzen verfügen, um den täglichen Aufgaben gerecht werden zu können. Damit aber stellt sich die Frage, ob die nach wie vor weitgehend an den Grenzen der klassischen Fachdisziplinen orientierte akademische Ausbildung angemessen auf diese Gegebenheiten ausgerichtet ist. Je konkreter diese Entwicklungen betrachtet werden, umso schwieriger ist es, ausreichend abgesicherte Erkenntnisse über die durch die Berufspraxis nachgefragten Kompetenzen zu erhalten. Es liegt insofern nahe, sich bei der Suche nach aussagefähigen Antworten an den Stellenausschreibungen der Unternehmen des Agribusiness und den darin formulierten Anforderungen zu orientieren. Die Autoren der vorliegenden Untersuchung gehen diesen Weg. Sie haben circa 3500 Stellenangebote von Unternehmen und anderen Organisationen der Lebensmittelkette analysiert und auswertet. Entstanden ist ein Bild, aus dem sich einige Hinweise für die Identifikation aktueller Anforderungen an die Kompetenzentwicklung des höher qualifizierten Personals in Unternehmen und anderen Organisationen des Agribusiness ableiten lassen. Die Untersuchung wurde durch die Hochschule Anhalt initiiert und gefördert.

Seit wenigen Jahren werden an mehreren europäischen Universitäten und Hochschulen Studiengänge angeboten, welche die traditionelle akademische Ausbildung im Bereich der Agrar- und Lebensmittelwissenschaften aus einem veränderten Blickwinkel behandeln. Während über einen langen Zeitraum die höhere Ausbildung auf diesen Gebieten durch eine ausgeprägte Trennung zwischen den agrarwissenschaftlichen Fachgebieten einerseits und den verschiedenen Disziplinen der Lebensmittelherstellung andererseits geprägt war, sind nun erste Ansätze in Richtung einer stärker integrierten Betrachtung der gesamten Lebensmittelkette von der Primärproduktion bis hin zum Verzehr zu erkennen. Die Klammer, mittels der diese traditionellen Fachgebiete verbunden und somit aus einer gemeinsamen Perspektive heraus zum Gegenstand akademischer Lehre und Ausbildung werden, scheint dabei stärker betriebswirtschaftlich-funktional als ingenieur- und naturwissenschaftlich bestimmt zu sein. So weisen bereits die Bezeichnungen der betreffenden Studiengänge darauf hin, dass die inhaltliche Schwerpunktsetzung in jenen Prozessen und Funktionen zu finden ist, die bei arbeitsteilig geprägten Strukturen und Organisationen einer effizienten Gestaltung bedürfen. „Food Chain Management“ (University of Kent), „Food Chain Systems“ (Cranfield University), „Safety in the Food Chain“ (Universität für Bodenkultur Wien), „Organic Food Chain Management (Universität Hohenheim), „Food and Resource Economics and Management“ (Universität Bonn), „International Food Business and Consumer Studies“ (Universität Kassel und Hochschule Fulda) sowie „Food and Agribusiness“ (Hochschule Anhalt), lauten die Titel von Master- und Bachelorstudiengängen, die deutsche und andere akademische Bildungseinrichtungen seit kurzem offerieren. Die Entwicklung und Etablierung derartiger Studienangebote ist offensichtlich ein Ergebnis von Veränderungen, die sich in der jüngeren Vergangenheit bei der Organisation des arbeitsteiligen Zusammenwirkens der an der Erzeugung, der Verarbeitung und dem Handel von Lebensmitteln beteiligten Wirtschaftssubjekte vollzogen haben und weiter vollziehen werden. Es handelt sich dabei um einen Prozess, der im Allgemeinen als zunehmende vertikale Verflechtung innerhalb der Lebensmittelkette umschrieben wird. Vielfältige technisch-technologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Prozesse haben in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass die ohnehin ausgeprägte Abhängigkeit zwischen den Unternehmen und anderen Organisationen der Lebensmittelkette (dem Agribusiness) weiter zugenommen hat. Im Gefolge dieser Entwicklung verändern sich die Qualität und die Intensität der vertikalen Beziehungen. Die Koordination des Güteraustausches bleibt nicht mehr oder nicht mehr alleine dem Markt-Preis-Mechanismus überlassen, stattdessen kooperieren die Akteure auf der Basis vertraglicher Vereinbarungen. In manchen Bereichen ist die Entwicklung inzwischen bereits einen Schritt weitergegangen, indem sich unter einer gemeinsamen Hierarchie vertikal integrierte Produktionssysteme herausgebildet haben. Die für diese Prozesse maßgeblichen Treiber sind offensichtlich: Ein vertikal eng verbundener, ggf. sogar hierarchisch geleiteter Organismus kann schneller auf Veränderungen des Marktes reagieren und ermöglicht die Verkürzung des Zeitraumes zwischen Erzeugung, Verarbeitung und Verkauf. Rationalisierungseffekte stimulieren die Wertschöpfung, die Versorgungssicherheit bei Rohstoffen und ggf. auch anderen Ressourcen (z.B. Informationen) steigt, logistische Herausforderungen lassen sich besser beherrschen, ggf. kann auch die Abhängigkeit von Preisschwankungen reduziert werden. Und nicht zuletzt verbessern sich die Bedingungen für die Qualitätssicherung, für die Rückverfolgbarkeit und das Krisenmanagement in der gesamten Lebensmittelkette. Es liegt auf der Hand, dass es dazu nicht nur adäquater Mechanismen und Instrumente der Steuerung bedarf, sondern auch entsprechend qualifizierten Personals, welches in der Lage ist, die dabei ablaufenden Prozesse zu führen, zu planen, zu organisieren und zu kontrollieren. In mehreren wissenschaftlichen Schriften und Aufsätzen der vergangenen Jahre wurde darauf verwiesen, dass das Führungspersonal in den Unternehmen für diese Entwicklungen hinreichend qualifiziert werden muss bzw. dass für das Management der netzwerkartigen Verflechtungen innerhalb der Lebensmittelkette Beratungsdienstleistungen zur Koordination der Beziehungen erforderlich werden. Dabei bleibt aber zumindest in Teilen offen, welche Kompetenzen im Näheren dazu erforderlich sind und vor allem, ob und in welcher Hinsicht sich die diesbezüglich notwendigen Kompetenzen von jenen unterscheiden, welche im Rahmen der herkömmlichen Studienangebote und praktischen Berufslaufbahnen ohnehin erworben werden. Diese Fragen aber sind essenziell für diejenigen Universitäten und Hochschulen, die sich der Aufgabe verschreiben, geeignetes Fachpersonal für die skizzierten Prozesse aus- und weiterzubilden. Sie stehen vor der Aufgabe, die in diesem Kontext entstandenen Studiengänge inhaltlich so zu gestalten und zu schärfen, dass sie sich durch hinreichende Berufsorientierung auszeichnen. Dabei wäre es sicherlich wünschenswert, der Praxis Absolventen bereitzustellen, die über Fachkompetenzen auf allen Stufen der Lebensmittelkette verfügen. Da jedoch eine solche Qualifizierung angesichts der Komplexität des auf den einzelnen Stufen erforderlichen Wissens bzw. der Fähigkeiten und Fertigkeiten zwangsläufig an der Realität scheitern würde, ist eine klare Schwerpunktsetzung vor dem Hintergrund der Erwartungen und Anforderungen der Praxis unabdingbar. Als Ausgangspunkt und Schlüssel für die dazu erforderlichen Erkenntnisse dürften dabei in erster Linie Informationen über die Kompetenzanforderungen dienen, durch die der Personalbedarf der Organisationen der Lebensmittelkette charakterisiert wird. Die vorliegende Untersuchung widmet sich diesem Problemspektrum. Im Mittelpunkt steht dabei die Analyse von Kompetenzanforderungen an höher qualifiziertes Fachpersonal, welche in entsprechenden Stellenofferten formuliert worden sind. Im Einzelnen sollen auf diesem Wege Erkenntnisse zu folgenden Fragen gewonnen werden: Welche Auswirkungen hat die beschriebene Entwicklung auf die Struktur des Stellenangebotes im Agribusiness? Lassen sich Schwerpunkte in bestimmten betrieblichen Funktionalbereichen und/oder bei bestimmten Tätigkeiten identifizieren? Welche Kompetenzen werden durch Unternehmen der Lebensmittelkette bei der Personalbeschaffung unter den Bedingungen zunehmender vertikaler Verflechtung nachgefragt? Gibt es diesbezüglich nennenswerte Unterschiede zwischen den Bereichen des Agribusiness? Wie schlagen sich die Vertikalisierungstendenzen in der Lebensmittelkette auf den Bedarf an Fachkompetenzen nieder? In welchem Maße werden stufenübergreifende Fachkompetenzen gefordert? Mit der Untersuchung soll ein Beitrag zur Identifikation und Konkretisierung der häufig unscharf formulierten Anforderungen an die Kompetenzentwicklung des höher qualifizierten Personals in Unternehmen und anderen Organisationen des Agribusiness geleistet werden. Vor allem geht es dabei darum, den an der akademischen Ausbildung in diesem Bereich Beteiligten Erkenntnisse darüber bereitzustellen, welche Erwartungen die Akteure der Lebensmittelkette an die Qualifikation des Personals besitzen. In einer Zeit dynamischer Veränderungen von Arbeitsanforderungen und Arbeitsinhalten ist es besonders wichtig, dass die akademische Ausbildung einerseits und die Nachfrage nach entsprechendem Fachpersonal andererseits hinreichend aufeinander abgestimmt erfolgt, ohne dabei die Notwendigkeit der Nachhaltigkeit von Qualifizierungen in Frage zu stellen. Autorin: Stefanie Metze ist Diplom-Ökotrophologin und Absolventin des Masterstudienganges Food and Agribusiness an der Hochschule Anhalt. Sie ist in einem Öko-Anbauverband tätig. Gerhard Igl ist Professor für Dienstleistungsmanagement an der Hochschule Anhalt und arbeitet dort im Fachbereich Landwirtschaft, Ökotrophologie und Landschaftsentwicklung. http://www.loel.hs-anhalt.de/fachbereich/dekanat.html#

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Autor Metze, Stefanie / Igl, Gerhard
ISBN 978-3-941216-72-3
Erscheinungstermin 01.04.2012
Auflage 1. Auflage
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